Ehrenämtler

"Es gibt überall gute und schlechte Menschen, das weiß ich mittlerweile. Die Schlechten sind nur scheinbar in der Überzahl, aber das liegt nur daran, dass man die Guten nicht erkennt."

Richard Schwartz - Lytar-Chronik II

 

Porträts aus einer gemeinsamen Ausstellung mit Jens-Paul Taubert anlässlich des Stadt Mensch Festivals in Altenburg 

 

Mai 2018



Launisches Plädoyer für eine Horizont-Erweiterung, ehrenamtlich, selbstredend.

 

Ehrenamt, ein Begriff vielfacher Verführung: Weder beschreibt er Amtliches, sondern das Gegenteil von Verordnetem, Vergoltenem. Noch ist für den, der sich darauf einlässt, mehr zu gewinnen als ein Topf mit Alpenveilchen oder Azaleen. Aber er bauchmiezelt den, der empfänglich ist. Gebraucht zu sein, wer hört das nicht gern. Ehre ist wohlfeil, Erfahrung aller Mühen wert für jene, die nicht können aus ihrer Haut und sie deshalb immer neu, Gar Schmerz zu Markte tragen. Die Zuwendung, die sie anderen angedeihen lassen, empfinden sie nicht als Schwäche, sondern als (Selbst-)Bestätigung, als Vergewisserung, als Weitung des Horizonts (Nennt das doch Größe!). Unverbesserlich sind sie (ergo: Nicht zu retten.).

Bürgerschaftliches Engagement ist eine Vokabel, die unter demokratistischer Prämisse (Friedrich Nietzsche) hierzuland das Nationale Aufbauwerk und das Miteinander - Füreinander der Volkssolidarität subsummiert. Nicht länger um die Sache geht es: Es geht um Menschen.

Ums Ganze also, darum, dass das eine das andere nicht ausschließt. Althergebracht, altruistisch, archaisch, anarchisch: Engagement und Arrangement, zwei französische Zuschreibungen, die Volkes Stimme inflationär gebraucht in heutiger Zeit und mit Verve und Regelmäßigkeit velwechsert (Ernst Jandl) - indem sie Menschen lobt, die sich in besonderer Weise zu arrangieren verstehen und doch ausgewiesenermaßen das Gegenteilige im Schilde führen (vgl. Ludwig Uhlands goldenen Apfel, indem sie sich engagieren.

„Ohne die vielen Frauen und Männer, die in Deutschland ein Ehrenamt ausüben, wäre unser Land um vieles ärmer", diagnostizierte dazumalen der Versprecher Glühender Landschaften, ein gewisser Dr. H. K. Den mit dem Herrn K, eines gewissen Bertolt Brecht in eine Reihe zu bringen fatal wäre. Dem nämlich hielt man, als er sich über UndankbarKeit beschwerte, prompt entgegen: „Hast du nicht gewusst, dass man nichts tun soll der Dankbarkeit wegen, weil der Mensch zu schwach ist, um dankbar zu sein?" Was Herrn K, zu der Frage trieb: " Und ich, bin ich Kein Mensch?"

Ein Mensch, wie stolz das Klingt (Maxim Gorki).

Reden wir Verlässlichkeit, Uneigennützigkeit, herzlicher Zuneigung, Geist, sozialer Wärme das Wort. Anders als des Dichters Sentenz klingen Heller und Pfennig, in denen niemals zu erstatten ist, was der persönliche Einsatz des einen für andere wiegt. „Sobald das Geld im Kasten Klingt, die Seele in den Himmel springt" Johann Tetzel). Schmerz lass nach. Nicht hoch genug ist anzurechnen - da ist es wieder, das unsäglich kaufmännische Element

-, was viele willens sind, unbeirrt für andere zu tun. Weil es Not tut und gut. Über den eigenen Nabel hinaus zu sehen, weitet, welch hübscher Nebeneffekt, den Horizont. So lange es viele dieser erfrischenden Spezies gibt, Gesteht Hoffnung. Und so lange ist diese Gesellschaft - trotz und dank aller Umbrüche - nicht am Ende. Ist Licht und unfassbar das AI (, Dunkel, Genossen, ist der Weltraum, sehr dunkel. " Juri Gagarin).

Am meisten überrascht es, wenn eine verdiente Anerkennung trifft. Ein anmaßender Satz, in der Tat. Der Wert dieser Ausstellung erwächst daraus, dass sie diese Anmaßung erfüllt. Im Betrachten der Fotografien, im BlickKontakt mit den Porträtierten, kann man in sich gehen - und aus sich heraus.

Der Fisch stirbt, wenn ihn der Fluss verschmäht, sagt man in Nigeria. Brecht (der schon wieder) hat es pragmatischer und deshalb politischer gesagt:

„Um uns selber müssen wir uns selber Kümmern. " Die Alten Kennen die Leier. Es ist an ihnen, sie den Jüngeren verheißend zu machen. E.S.